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DAS IST DIE AUFRECHTE RELIGION
Brief des Ibn Taymiya an den König von Zypern
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Dr. Sahib Mustaqim Bleher
Die Entscheidung liegt einzig bei Allah. Er hat geboten, Ihn allein zu verehren. Das ist die aufrechte Religion... [12:40]
In Namen Allahs, des Erbarmers, des Sich Erbarmenden
Vorwort
Wenngleich zur Kreuzzugszeit verfaßt, ist der Brief des muslimischen Gelehrten Ibn Taymiya an den damaligen christlichen Herrscher über Zypern, Sarguwas, doch keineswegs nur von rein historischem Interesse. Im Gegenteil: Er hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt. Denn das Thema, das er behandelt, ist so alt wie die Religionen, deren Verhältnis zueinander er in seinem Brief bestimmt, als auch solange nicht erschöpft, wie diese Religionen als das kulturelle und politische Leben prägenden Faktoren fortbestehen und miteinander in Beziehung treten.
Taqi ad-Din Abu al-Abbas Ahmad ibn ´Abd al-Halim ibn ´Abd as-Salam ibn ´Abd Allah ibn Muhammad ibn Taymiya wurde am 10. Rabi` al-Awwal 661 islamischer Zeitrechnung - 22. Januar 1263 christlicher Zeitrechnung - in Harran (Nordsyrien) geboren. Sich schon in früher Jugend dem Studium der islamischen Wissenschaften widmend, erreichte er bereits in jungen Jahren eine so anerkannte Qualifikation, daß er zwanzigjährig, seinem Vater nach dessen Tod im Jahre 681/1282 im Lehrstuhl des hanbalitischen Rechts nachfolgte. So wurde er zu einem der bedeutendsten Wiederbeleber des Islam zu seiner Zeit, denn er kämpfte nicht nur mit dem Schwert gegen die Tataren, sondern auch mit seiner offenkundigen Meinung gegen irreleitende Richtungen, die die Reinheit des Islam gefährdeten. Zu Lebzeiten heftig umstritten und häufigen Inhaftierungen ausgesetzt, ward ihm doch bald weitverbreitete Anerkennung zuteil, sodaß seinem Totengeleit über 500 000 Menschen nachfolgten - eine für die damalige Zeit überaus beachtliche Zahl - und er heute als derjenige gilt, dem eine entscheidende Wiederbelebung des Islam zu seiner Zeit gelungen ist.
Bei diesem Brief handelt es sich in erster Linie um eine Antwort auf Fragen bezüglich der islamischen Glaubensgrundsätze, die er an den König von Zypern, Sarguwas schickte, wobei er ihm den christlichen und jüdischen Glauben aus islamischer Sicht veranschaulichte und die Meinung des Islam darüber klarstellt. Ergänzend kommt er auf den Konflikt zwischen Muslimen und Christen auf Zypern zu sprechen und verurteilt dabei die Unterdrückung und Gefangennahme der Muslime, indem er König Sarguwas wohlwollend an die Glaubensgrundsätze beider Religionen erinnert. Es würde den Rahmen dieser Übersetzung sprengen, all die Einzelheiten dieser kriegerischen Auseinandersetzung um Zypern darstellen zu wollen, die schon seit der Frühgeschichte des Islam immer wieder entbrannte. Ibn Taymiyas Brief enthält für uns - vom historischen Kontext abstrahiert - eine viel bedeutendere zeitlose Aussage. Denn in offenem, überzeugtem und vehement vorgetragenem Stil stellt der Autor des Briefe das Verhalten der Muslime und Christen in diesem Konflikt einander gegenüber, vergleicht die jüdische, christliche und islamische Religion in ihrer historischen Entwicklung und ihrer jetzigen Ausprägung und mißt das christliche Verhalten, das ihm gegenübertritt, an den eigenen, islamischen Glaubensinhalten einerseits, der christlichen Lehre andererseits. Der Brief enthält Zustandsschilderungen, die dem, was ein zeitgenössischen Betrachter heute bezeugen kann, täuschend ähnlich sind. Die Hinweise und Mahnungen Ibn Taymiyas haben deshalb in ihrer Aktualität nichts eingebüßt; der Brief enthält Zündstoff, dessen Wirkung auch heute noch nicht erloschen ist. Er mag nicht nur dem muslimischen Leser als Erinnerung an eine von heute so verschiedene islamische Haltung und Praxis dienen, sondern auch und vor allem den christlichen Leser dazu veranlassen, den bestehenden Zustand seiner Religion und Kultur zu überdenken und das darin vorherrschende Geschichtsbild in mancher Hinsicht zu revidieren.
Diese Zielsetzung der Übersetzung im Auge, ist der Leser dennoch gebeten, sich stets zu vergegenwärtigen, daß es sich um einen Text handelt, der vor rund sieben Jahrhunderten verfaßt wurde und sich zudem nicht als literarisches Werk im herkömmlichen Sinne verstand, sondern als Brief. Er weist deshalb freilich eine ganz andere Art der Schilderung auf, als wir dies von zeitgenössischen Texten gewohnt sind. Daß er jedoch aus zeitlosen, ewig gültigen Quellen wie dem Qur´an und den authentisch überlieferten prophetischen Aussprüchen schöpft, verleiht ihm eine selbst diese lange Zeitspanne überdauernde Gültigkeit.
Bei der Übersetzung des Briefes aus dem Arabischen hat sich der Übersetzer Sahib Mustaqim Bleher um flüssigen Sprachverlauf im Deutschen ebenso bemüht wie um Textnähe. Er ist seinem Glaubensbruder und Freund Dr. Mohamed Faruq Nawar ausgesprochen dankbar, seine Übersetzung als Kenner der arabischen Sprachen und der islamischen Wissenschaften sorgfältig mit dem Original verglichen zu haben.
Obwohl die Wiedergabe arabischer Wörter in lateinischer Umschrift sich beim vorliegenden Text auf Eigennamen beschränkt, schien es ihm angebracht, statt einer phonetischen die gängige orientalische Umschrift zu verwenden, die allein eine exakte Unterscheidung der verschiedenen Buchstaben des arabischen Alphabets gestattet. Eine Umschrifttabelle mit Aussprachehinweisen findet sich im Anhang.
Wir hoffen, mit der vorliegenden Übersetzung einen bescheidenen Beitrag zum rechten Verständnis zwischen den Religionen leisten zu können, und bitten Allah, unsere Bemühungen in dieser Hinsicht anzunehmen. Ihm allein gebührt alles Lob für die zahllosen Gnadengeschenke, die Er uns zuteil werden ließ, von denen das der Rechtleitung gewiß das Wertvollste ist.
Muharram 1404 / Oktober 1983, Darunnur-Verlag
Im Namen Allahs, des Erbarmers des Sich Erbarmenden
Von Ahmad ibn Taymiya an Sarguwas, das Oberhaupt der Anhänger seiner Religion, sowie an seine ihn umgebenden Helfer von den religiösen Führern, an die Oberpriester, die Mönche, die Fürsten, die Schreiber und ihr Gefolge: Friede sei mit denen, die der Rechtleitung folgen.
Alsdann: Wir äußern auch gegenüber den Lobpreis Allahs, außer Dem es keinen Gott gibt, den Gott Abrahams und der Familie Imrans, (der Name Imran taucht zum einen als Name des Vaters Moses -Friede über ihn- auf, dem biblischen Amram entsprechend, zum andern als Name des Vaters der Maria, der Mutter Jesu -Friede über ihn-.) und wir bitten Ihn, Seine auserwählten Sklaven ( Entsprechend zu Allah als dem Herrn wird der Mensch im Islam als Sklave bezeichnet, indem er seine Entstehung und Existenz allein Allah zu verdanken hat und ihm deswegen - willig oder unwillig - bedingunglos als Dessen Eigentum untersteht, über das Er unbeschränkte Verfügung hat. Dieser Begriff ist keine den Menschen abwertende, sondern eine ihn aufwertende Bezeichnung. Als mit Urteilskraft ausgestattetes und von Allah vor allen Geschöpfen bevorzugtes und geehrtes Wesen wird er durch die Unterwerfung unter Allah allein frei von allen falschen Herren, frei von Joch jeden Unterdrückers als auch der eigenen Begierde. Als auserwählte Sklaven Allahs werden hier die von ihm mit der Botschaft der Rechtleitung zu den Menschen geschickten Gesandten und Propheten bezeichnet.) und Seine entsandten Propheten zu segnen und Segen und Heil von Sich den glaubensstarken Herren der Menschen und Früheren der Nationen zuteil werden zu lassen, die durch die Entgegennahme des Bundes (der mit den Gesandten Allahs geschlossene Bund beinhaltet die aufrichtige Übermittlung Seines Wortes und fehlerlose Ausführung Seiner Befehle.) ausgezeichnet wurden; nämlich Noah, Abraham, Moses, Jesus, und Muhammad - so wie Allah, der Erhabene, sie in Seiner Schrift benannte, indem der Mächtigste und Herrlichste sagte:
Er verordnete für euch die Religion, die Er Noah anbefahl und die Wir dir offenbart haben und die Wir Abraham und Moses und Jesus anbefohlen haben. Nämlich (die), in der Einhaltung der Religion treu zu bleiben und euch deswegen nicht zu spalten. Hart ist für die Götzendiener das, wozu du sie aufrufst. Allah erwählt dazu, wen Er will, und leitet dazu den, der sich bekehrt. [42:13]
Und der Erhabene sagt:
Und dann gingen Wir mit den Propheten den Bund ein und mit dir und mit Noah und Abraham und Moses und mit Jesus, dem Sohn der Maria. Und Wir gingen mit ihnen einen gewaltigen Bund ein , auf daß Er die Wahrhaftigen nach ihrer Wahrhaftigkeit befrage. Und für die Ungläubigen hat Er eine schmerzliche Strafe bereitet. [33:7,8]
Und wir bitten Ihn, Seinen edlen Segen und Sein Heil dem Siegel der Gottgesandten zu teil werden zu lassen: ihrem Sprecher, wenn sie vor ihrem Herrn stehen; ihrem Führer, wenn sie sich versammeln; dem Fürsprecher der Geschöpfe am Tag der Auferstehung; dem Propheten der Barmherzigkeit und Propheten des Kampfes, der alle guten Eigenschaften der Propheten in sich vereint. Den der Sklave Allahs (die Rede ist hier von Jesus, dem Sohn der Maria -Friede über ihn-, der im Text, dem Qur´an, zumeist als der Messias bezeichnet wird) ankündigte, Sein Geist und Sein Wort, das Er der aufrichtigen Jungfrau Maria, der Tochter ´Imrans, eingab, die niemals ein Mann berührte; der Messias der Rechtleitung, Jesus, der Sohn Maria, der im Diesseits und im Jenseits hervorragt, der Allah nahesteht, der mit den Merkmalen der Schönheit und Barmherzigkeit ausgestattet wurde, als die Kinder Israels dem folgten, womit Moses an Herrlichkeit und Strenge herabgesandt wurde. Und es wurde das Siegel (der Propheten), der Umfassende mit den Merkmalen der Vollkommenheit einschließlich der Strenge gegen die Ungläubigen und der Barmherzigkeit gegenüber den Gläubigen entsandt, der die besten Gesetzte und Richtlinien umfaßte, die es vor ihm gab. Allah gebe ihnen allen Segen und Heil, als auch jenen, die ihnen nachfolgen bis zum Tage der Auferstehung.
Alsdann: Allah erschuf die Menschen durch Seine Allmacht und ließ in ihnen die Spuren Seines Willens, Seiner Weisheit und Seiner Barmherzigkeit zum Vorschein kommen. Zum Ziel ihrer Erschaffung machte Er Seine Anbetung, die Er ihnen befahl. Die Grundlage dafür ist, Ihn zu erkennen und zu liebem; denn wen Allah Seinen geraden Weg ( der gerade Weg als der einzige zum Ziel führende Weg ist im Islam von zentraler Bedeutung. So wie es zwischen zwei Punkten nur eine gerade Linie gibt, so führt auch nur der Weg des göttlichen Wohlgefallens zum wahren Erfolg im Diesseits wie im Jenseits. Der Muslim bittet deswegen mehrmals täglich in seinem Gebet, mit den Worten Führe uns den geraden Weg um Rechtleitung) leitet, dem gibt Er Barmherzigkeit und Wissen und die Kenntnis Seiner schönsten Namen und erhabensten Eigenschaften. Er beschenkt ihn damit, daß er sich Ihm zuwendet, Seiner furchtsam gedenkt, sich Ihm unterwirft und Ihn zum Gott nimmt, sodass es ihn nach Ihm verlangt wie den Adler nach seinem Nest und er seine Liebe sucht wie das Kind seine Mutter und er niemandem dient außer Ihm - aus Furcht, Hoffnung und Liebe -, und er richtet seine Religion aufrichtig auf Den aus, dem Diesseits und Jenseits gehören, den Herrn der Ersten und Letzten, den Herrscher am Tag des Gericht, den Erschaffer all dessen, was ihr seht und was ihr nicht seht, den Kenner des Verborgenen und Sichtbaren; wenn Er etwas will. Lautet Sein Befehl nur, daß Er dazu sagt: "sei"; und da ist es. Er nimmt an Seiner Statt keine anderen Götter gleich jenen, die anstelle Allahs andere Götter nehmen, die sie lieben, wie es nur Allah zusteht - doch die Gläubigen sind stärker an Liebe für Allah -, und er gesellt seinem Herrn niemanden bei ( das Prinzip des Schirk (Polytheismus) ist der diametrale Gegensatz zum Islam als Gehorsam gegenüber Allah: Als größte, unverzeihliche Sünde gilt, Allah wissentlich in Seiner Göttlichkeit und Allmacht einen Teilhaber zuzuschreiben, ganz gleich, ob es sich dabei um einen angebeteten Götzen, einen verehrten Menschen oder ein abstraktes materielles oder immaterielles Gut handelt) und nimmt niemanden an Seiner Stelle zum Beschützer oder Fürsprecher: Weder einen Engel noch einen Propheten noch einen wahrheitsliebenden Mann; denn wer immer in den Himmeln und auf Erden ist, erscheint vor dem Erbarmer als Sklave. Er kennt ihre Zahl, und ein jeder von ihnen erscheint vor Ihm am Tag der Auferstehung allein, Dann erwählt ihn sein Beschützer, gibt ihm seine Rechtschaffenheit und rechtleitet ihn zu dem von der Wahrheit, worüber sie uneinig sind - so Er (das) will -, denn Er rechtleitet wen Er will auf einen geraden Weg.
Die Menschen folgten nach Adam - Friede über ihn - und vor Noah - Friede über ihn - gleich ihrem Vater Adam - Friede über ihn - der aufrichtigen Ausrichtung auf einen Gott, bis sie den Polytheismus und die Götzenanbetung erfanden. Eine Erfindung ihrerseits, worüber Allah keine Schrift herabsandte und keinen Gesandten entsandte; durch Ähnlichkeiten, die der Satan schön erscheinen ließ, mittels falschem Maß und häretischer Philosophie. Manche von ihnen behaupteten, die Götzenbilder seien Rätsel der himmlischen Sterne, der astronomischen Stufen und der Engel, andere nahmen sie nach der Gestalt der Propheten und Rechtschaffenen, die unter ihnen weilten, und wider andere machten sie für die niedrigen Geister der Dämonen und Satane. Noch andere folgten andere Meinungen.
Die meisten von ihnen ahmten ihre Oberhäupter nach und wichen von Weg der Rechtleitung ab. Da entsandte Allah Seinen Propheten Noah -Friede über ihn-, sie zur alleinigen Anbetung Allahs, Der keinen Teilhaber hat, zu rufen und ihnen die Anbetung alles übrigen zu verbieten, auch wenn sie behaupteten, sie beteten sie nur an, um dadurch Allah näher zu kommen und sie zu Fürsprechern zu nehmen. Er weilte 950 Jahre unter ihnen. Als Allah ihm dann kundtat, daß niemand von seinem ihm glauben werde außer denen, die bereits glaubten, betete er gegen sie, woraufhin Allah, der Erhabene, die Bewohner der Erde aufgrund seines Gebetes ertränkte. Nach ihm kamen die Gesandten einer nach dem andere, bis die Religion der Sternanbeter und Polytheisten sich über die ganze Erde ausgebreitet hatte, als dort überall Könige wie Nimrod und Pharao herrschten. Da entsandte Allah, der Erhabene, den Führer der Rechtgläubigen und das Fundament der aufrichtigen Religion und des bleibenden Wortes, Abraham , den engen Freund des Erbarmers. Er rief die Menschen auf, sich von Polytheismus zur Aufrichtigkeit (in der Anbetung) zu begeben, und verbot ihnen die Anbetung von Sternen und Götzen und sagte:
Seht, ich habe mein Angesicht in Aufrichtigkeit zu Dem gewandt, Der die Himmel und die Erde schuf, und ich gehöre nicht zu den Götzendienern." [6:79]
Und er sagte zu seinen Leuten:
"Seht ihr denn nicht, was ihr da angebetet habt , ihr und eure Vorväter? Sie sind mir feindlich (gesonnen); nicht aber der Herr der Welten, Der mich erschaffen hat; und Er ist es, Der mich richtig führt und Der mir Speise und Trank gibt. Und wenn ich krank bin, ist Er es, Der mich heilt, und (Er ist es,) Der mich sterben lassen wird und mich dann wieder zum Leben zurückbringt, und von Dem ich hoffe, daß Er mir meine Fehler am Tage des Gerichts vergeben werde. [26:75-82]
Und Abraham - Friede über ihn - und die Seinen sagten zu ihren Leuten:
Ihr habt bereits ein vortreffliches Beispiel an Abraham und denen mit ihm, als sie zu ihrem Volk sagten: "Wir haben nichts mit euch noch mit dem zu schaffen, was ihr statt Allah anbetet. Wir verwerfen euch. Und zwischen uns und euch ist offenbar für immer Feindschaft und Haß entstanden, (solange,) bis ihr an Allah glaubt und an Ihn allein!" - abgesehen von Abrahams Wort zu seinem Vater: "Ich will gewiß für dich um Verzeihung bitten, obwohl ich nicht die Macht dazu habe, bei Allah für dich etwas auszurichten." (Sie beteten) : "Unser Herr, in Dich setzen wir unser Vertrauen, und zu Dir kehren wir reumütig zurück, und zu Dir ist die letzte Einkehr. [60:4]
Allah ließ die Propheten und Gesandten von seinem Haushalt abstammen, und Er gab jedem von ihnen eigene Weisungen und erhöhte manche von ihnen über die anderen und gab jedem von ihnen Zeichen, aufgrund derer die Menschen glaubten. So machte Er den Stab Moses zu einer Schlange, die verschlang, was die Zauberer an Seilen und Stöcken entstehen ließen - und es war nicht wenig -, (die Zauberer hatten zur Zeit des Pharao eine dem Priestertum vergleichbare Stellung, indem ihre Tricks, mit denen sie die Massen betörten, entscheidend zu Festigung der Herrschaft des Pharao beitrugen, der sich von Volk als Gott anbeten ließ. Allah stattete deswegen Seinen Propheten, Moses - Friede über ihn -, mit Wundern aus, die stärker waren als das, was die Zauberer zuwege brachten, sodaß sich gar die Zauberer selbst dadurch von der Wahrheit der Sendung Moses - Friede über ihn - überzeugen ließen.) und Er trennte das Meer, so daß es trocken wurde und das Wasser als Trennmauer zwischen zwölf Wegen entsprechend der Anzahl der Stämme stillstand. Er beschattete ihn und seine Leute durch die weiße Wolke, die mit ihnen zog, und sandte jeden Morgen Manna und Salwa auf sie herab, und als sie dursteten, schlug Moses mit seinem Stab den Fels, und da sprangen daraus zwölf Quellen hervor, sodaß alle Leute ihren Trinkplatz kannten. Danach entsandte Er Propheten aus dem Volk Israel, darunter welche, durch die Allah die Toten zum Leben erweckte, welche, durch die Allah die Kranken heilte, welche, denen Er von Seinem Geheimnis wissen ließ, was Er wollte, welchen, denen Er die Geschöpfe untertan machte, und welche, die Er mit verschiedenen Wundern entsandte.
Darüber sind sich alle Vertreter der Religionen einig als auch die Bücher, die in den Händen der Juden und Christen sind, und die Prophezeiungen, die sie besitzen, und die Kunden der Propheten - Friede über sie - wie Jesaia, Jeremia, Daniel, Habakkuk, David, Salomon und andere, sowie das Buch Buch der Könige und andere Bücher, die eine Mahnung enthalten.
Die Kinder Israels waren eine hartnäckige, ungehorsame Gemeinschaft. Mal beteten sie Götzen an, mal beteten sie Allah an, mal töteten sie die Propheten zu unrecht, mal machten sie die verwehrten Dinge Allahs mit Hilfe kleinster Tricks statthaft. So wurden sie zuerst aus dem Munde Davids verflucht, und die Zerstörung Jerusalems ist allen Vertretern der Religionen bekannt.
Dann entsandte Allah den Messias, den Sohn der Maria, als Gesandten, dem bereits Gesandte vorausgegangen waren, und machte ihn und seine Mutter zu einem Zeichen für die Menschen, in dem Er ihn zum Zeichen der Vollkommenheit Seiner Macht und Umfassenheit Seines Wortes ohne Vater erschuf. Denn Er teilte die menschliche Gattung in vier Arten: Er ließ Adam ohne Mann und Frau werden, erschuf seine Frau Eva aus dem Manne ohne die Frau, erschuf den Messias, den Sohn der Maria, aus der Frau ohne den Mann und schuf die übrigen von ihnen aus den beiden Gatten, Mann und Frau. Gemäß Seiner Gepflogenheit gab Er Seinem Sklaven, dem Messias, offenkundige Zeichen, sodaß er die Blinden und Aussätzigen heilte und den Leuten verkündete, was sie essen und was in ihren Häusern aufheben sollten, und zu Allah und zu Dessen Anbetung aufrief. Er folgte darin der Gepflogenheit seiner Brüder unter den Gesandten und bestätigte, die von ihm waren, und kündigte den an, der nach ihm kommen sollte.
Die Kinder Israels waren aufsässig und rebellisch, doch es überwog Seine Milde, Barmherzigkeit, Vergebung und Verzeihung, und Er ließ in den Herzen derer, die ihm folgten Mitleid und Barmherzigkeit wohnen und ließ aus ihnen Priester und Mönche werden. Die Menschen spalteten sich bezüglich des Messias - Friede über ihn - und seiner Anhänger von den Jüngern in drei Parteien: Leute, die ihn der Lüge ziehen und leugneten und behaupteten, er sei der Sohn einer Hure, und die seine Mutter verleumdeten und ihn Josef, dem Schreiner, zuschrieben und nach all dem, was sie mit den Propheten getan hatten und an Sünden in Bezug auf Unreinheiten und Nahrung auf ihnen lastete, behaupteten, daß vom Gesetz der Thora nichts abrogiert werde und daß Allah nichts von dem, was Er zum Gesetz gemacht habe, abrogiere. Und Leute, die in Bezug auf ihn übertrieben und behaupteten, er sei Allah und der Sohn Allahs und Gott wohne unter den Menschen und der Herr aller Welt sei herabgestiegen und habe Seinen Sohn herabgesandt, auf daß er gekreuzigt und getötet werde als Auslöse für die Sünde Adams - Friede über ihn -; und sie behaupteten, der eine unvergängliche Gott, Der weder zeugt noch gezeugt wurde und Dem niemand ebenbürtig ist, habe gezeugt und Sich einen Sohn genommen. (Neben der jüdischen Position, die Gesandtschaft Jesu - Friede über ihn - zu leugnen, und der spätchristlichen, ihn zu vergöttern, gilt die dritte Haltung, die Haltung der aufrichtigen Gläubigen, die ihn als Gesandten Allahs verehrten und schätzten und seinen von Allah übermittelten Geboten folgten, als so naheliegend, daß sie keiner besonderen Erwähnung bedarf. Von den anfangs benannten drei Parteien werden deshalb nur zwei eingehend beschrieben.)
Und sie spalteten sich in Bezug auf Dreiheit und Einheit und zersplitterten sich auf eine Art, die kein Vernünftiger billigen würde und die keine Überlieferung gebot, es sei denn unklare Worte im Evangelium und den vorausgegangenen Schriften, die durch unmißverständliche Worte im Evangelium und davor bereits erklärt wurden und allesamt besagen, daß der Messias ein Mensch war und Allah allein diente und Ihn anrief und sich vor Ihm demütigte. ( Im Neuen Testament ist der Gebrauch der Bezeichnung des Menschen Sohn für Jesu - Friede über ihn - weit häufiger als der Begriff Gottessohn, welcher im Alten wie im Neuen Testament häufig für Propheten und rechtschaffene, gottesfürchtige Menschen im allgemeinen und keineswegs ausschließlich für Jesu - Friede über ihn - verwendet wird. Die Aussage des Hauptmanns bei Matthäus: dieser ist Gottes Sohn gewesen lautet bei Lukas; dieser ist ein frommer Mensch gewesen. Für die Gottessohnschaft und die Dreieinigkeit finden sich keinerlei eindeutige Belege in den Offenbarungsschriften. So war denn auch zur Zeit des Frühchristentums der Eingottglaube die vorherrschende Lehre und wurde die Dreieinigkeit erst später durch Konzilsentscheidung zum Kirchendogma.)
Doch die Grundlage der Religion war stets der Glaube an Allah und Seinen Gesandten, so wie das Siegel der Propheten und Entsandten (Muhammad) sagte: "Es wurde mir befohlen, die Menschen zu bekämpfen, bis sie bezeugen, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Muhammad Sein Gesandter ist." Und er sagte: "Preist mich nicht, wie die Christen Jesus, den Sohn der Maria, preisen, denn ich bin nur ein Sklave; so sagt: Der Sklave Allahs und Sein Gesandter."
Die Religion befahl den Glaube an Allah als dem einzigen Gott und die Bestätigung Seiner Gesandten. Deshalb waren die Sternanbeter und die Polytheisten wie die Brahmanen und ihresgleichen, die das Prophetentum leugneten, Menschen, die Allah in ihrem Bekenntnis und in ihrer Anbetung Teilhaber zuordneten und Irrglauben über Seine Propheten anhingen. So drang in Bezug auf die göttlichen Einheit und Einheit der Gesandtschaft offenkundige Verderbnis der Naturanlage Allahs, in der Er die Menschen erschuf, und der Schrift Allahs, die Er herabsandte, in die Grundlage der Religion der Vertreter der Dreieinigkeit ein. (Die Naturanlage des Menschen, in der er erschaffen wurde, (fitra) war stets, einen einzigen Herren, Der über allem anderen steht, zu erkennen, Ihn anzubeten und Ihm zu dienen. So war denn auch der Islam in seinem eigentlichen Wortsinne, durch Unterwerfung unter Allah als dem einzigen Gott Friede mit sich selbst und seiner Umwelt zu erreichen, die Grundlage aller Religionen der Menschheitsgeschichte.)
Wenn deshalb jemand von den oberen Priestern und Mönchen, darunter Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe, besonders wohlhabend wurde, pflegte er seine Religion aufzugeben und mit Heuchelei zugunsten der Masse zu beginnen, während er sich mit der Führung über sie und dem ihm zukommenden Wohlstand zufrieden gab, wie der (Priester) von Jerusalem mit Namen Ibn al-Buri und der von Damaskus namens Ibn al-Qaf und der in Konstantinopel, der bei ihnen als Papst galt. Es gab viele große Päpste, Erzbischöfe und Bischöfe, die, wenn sie wohlhabende Leute ansprachen, ihnen gestanden, daß sie nicht dem Glauben der Christen folgten, aber ihrer Stellung und Führung wegen bei ihrem jetzigen angeblichen Glauben blieben, gleichwie die Könige und Reichen in ihrem Königtum und Reichtum verblieben. Deshalb findet man, daß die meisten von ihnen sich mit mathematischer Wissenschaft beschäftigten, wie Rhetorik, Physiognomie, Arithmetik und Astronomie, (die genannten Wissenschaftszweige zählten damals zu den "mathematischen Wissenschaften".) oder Naturwissenschaft, wie die Heilkunst oder die Lehre von den Elementen, oder der Beschäftigung mit dem Göttlichen nach der Art der Sterndeuter, zu denen Abraham, der Freund (Allahs) - Friede über ihn -, geschickt worden war, und sie verwarfen die Religion des Messias und der Gesandten vor und nach ihm und bewahrten die Bräuche der Religionen der Könige und der Massen wegen...
Sodann wandten sie sich dem Gesetz zu, nach dem sie Allah dienten, und widersprachen darin den Früheren von den Juden, obwohl ihnen befohlen worden war, an der Thora festzuhalten, mit Ausnahme dessen, was der Messias abrogiert hatte, Jene (die Juden) mißachteten die Propheten und töteten sie sogar, und diese (die Christen) übertrieben es mit ihnen und beteten gar sie und ihr Bildnis an. Jene sagten, Allah steht es nicht an, etwas von dem, was Er befohlen hat, zu ändern und es zu einer anderen Zeit oder durch den Mund eines anderen Gesandten zu abrogieren, und diese sagten, doch, die Geistlichen und Priester können ändern, was sie wollen, und verwehren, wie es ihnen beliebt; und wenn einer eine Sünde begeht, erlegen sie ihm an Diensten auf, was ihnen beliebt, und vergeben ihm. Es gab welchen unter ihnen, die behaupteten, sie bliesen der Frau von heiligen Geist ein; und sie machten den Räucherduft zum Opfer. Jene sagten, vieles ist uns verwehrt worden. Und diese sagten, alles, von der Wanze bis zum Elefanten ist erlaubt, so iß, was du willst, und laß, was du willst. Jene sagten, die Verunreinigungen wiegen schwer, so sehr, daß sie mir der menstruierenden Frau nicht einmal saßen oder aßen. Und diese sagten, es gibt nichts Unreines für dich, und sie geboten weder die Beschneidung noch die Waschung nach geschlechtlicher Verunreinigung noch die Beseitigung von Unreinheiten, obwohl der Messias und die Jünger dem Gesetz der Thora folgten.
Sodann hatten weder der Messias noch die Jünger das Gebet gen Osten befohlen, sondern Konstantin oder andere erfanden es. Desgleichen das Kreuz, das Konstantin nach eigenem Dafürhalten erfand und aufgrund dessen, daß er behauptete, es im Schlaf gesehen zu haben. Weder Messias noch die Jünger hatten dergleichen befohlen.
Die Religion, mit der die Menschen Allah näherkommen, muß von Allah befohlen und durch den Mund Seiner Gesandten und Propheten zum Gesetz gemacht worden sein. Ansonsten sind alle Erfindungen ein Irrtum, und die Götzen wurden nur aufgrund von Erfindungen angebetet, und auf gleiche Weise fanden die Melodien Eingang ins Gebet. Weder der Messias noch die Jünger hatten es befohlen.
Im großen und ganzen hatte Allah mit all den Formen der Anbetungshandlungen und Feste, denen sie folgten, weder eine Schrift herabgesandt noch einen Gesandten entsandt. Doch gab es unter ihnen Milde und Barmherzigkeit, und dies gehörte zur Religion Allahs, im Unterschied zu den Früheren, denn unter ihnen gab es Härte und Haß, was zu dem gehörte, was Allah, der Erhabene, verwehrt hatte. Doch die Früheren besaßen Vernunft und Verstand zusammen mit dem Ungehorsam und Stolz, während unter den Späteren Abirren von der Wahrheit und Unkenntnis des Weges Allahs vorherrschten...
DAS IST DIE AUFRECHTE RELIGION
Brief des Ibn Taymiya an den König von Zypern
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Dr. Sahib Mustaqim Bleher
Die Entscheidung liegt einzig bei Allah. Er hat geboten, Ihn allein zu verehren. Das ist die aufrechte Religion... [12:40]
In Namen Allahs, des Erbarmers, des Sich Erbarmenden
Vorwort
Wenngleich zur Kreuzzugszeit verfaßt, ist der Brief des muslimischen Gelehrten Ibn Taymiya an den damaligen christlichen Herrscher über Zypern, Sarguwas, doch keineswegs nur von rein historischem Interesse. Im Gegenteil: Er hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt. Denn das Thema, das er behandelt, ist so alt wie die Religionen, deren Verhältnis zueinander er in seinem Brief bestimmt, als auch solange nicht erschöpft, wie diese Religionen als das kulturelle und politische Leben prägenden Faktoren fortbestehen und miteinander in Beziehung treten.
Taqi ad-Din Abu al-Abbas Ahmad ibn ´Abd al-Halim ibn ´Abd as-Salam ibn ´Abd Allah ibn Muhammad ibn Taymiya wurde am 10. Rabi` al-Awwal 661 islamischer Zeitrechnung - 22. Januar 1263 christlicher Zeitrechnung - in Harran (Nordsyrien) geboren. Sich schon in früher Jugend dem Studium der islamischen Wissenschaften widmend, erreichte er bereits in jungen Jahren eine so anerkannte Qualifikation, daß er zwanzigjährig, seinem Vater nach dessen Tod im Jahre 681/1282 im Lehrstuhl des hanbalitischen Rechts nachfolgte. So wurde er zu einem der bedeutendsten Wiederbeleber des Islam zu seiner Zeit, denn er kämpfte nicht nur mit dem Schwert gegen die Tataren, sondern auch mit seiner offenkundigen Meinung gegen irreleitende Richtungen, die die Reinheit des Islam gefährdeten. Zu Lebzeiten heftig umstritten und häufigen Inhaftierungen ausgesetzt, ward ihm doch bald weitverbreitete Anerkennung zuteil, sodaß seinem Totengeleit über 500 000 Menschen nachfolgten - eine für die damalige Zeit überaus beachtliche Zahl - und er heute als derjenige gilt, dem eine entscheidende Wiederbelebung des Islam zu seiner Zeit gelungen ist.
Bei diesem Brief handelt es sich in erster Linie um eine Antwort auf Fragen bezüglich der islamischen Glaubensgrundsätze, die er an den König von Zypern, Sarguwas schickte, wobei er ihm den christlichen und jüdischen Glauben aus islamischer Sicht veranschaulichte und die Meinung des Islam darüber klarstellt. Ergänzend kommt er auf den Konflikt zwischen Muslimen und Christen auf Zypern zu sprechen und verurteilt dabei die Unterdrückung und Gefangennahme der Muslime, indem er König Sarguwas wohlwollend an die Glaubensgrundsätze beider Religionen erinnert. Es würde den Rahmen dieser Übersetzung sprengen, all die Einzelheiten dieser kriegerischen Auseinandersetzung um Zypern darstellen zu wollen, die schon seit der Frühgeschichte des Islam immer wieder entbrannte. Ibn Taymiyas Brief enthält für uns - vom historischen Kontext abstrahiert - eine viel bedeutendere zeitlose Aussage. Denn in offenem, überzeugtem und vehement vorgetragenem Stil stellt der Autor des Briefe das Verhalten der Muslime und Christen in diesem Konflikt einander gegenüber, vergleicht die jüdische, christliche und islamische Religion in ihrer historischen Entwicklung und ihrer jetzigen Ausprägung und mißt das christliche Verhalten, das ihm gegenübertritt, an den eigenen, islamischen Glaubensinhalten einerseits, der christlichen Lehre andererseits. Der Brief enthält Zustandsschilderungen, die dem, was ein zeitgenössischen Betrachter heute bezeugen kann, täuschend ähnlich sind. Die Hinweise und Mahnungen Ibn Taymiyas haben deshalb in ihrer Aktualität nichts eingebüßt; der Brief enthält Zündstoff, dessen Wirkung auch heute noch nicht erloschen ist. Er mag nicht nur dem muslimischen Leser als Erinnerung an eine von heute so verschiedene islamische Haltung und Praxis dienen, sondern auch und vor allem den christlichen Leser dazu veranlassen, den bestehenden Zustand seiner Religion und Kultur zu überdenken und das darin vorherrschende Geschichtsbild in mancher Hinsicht zu revidieren.
Diese Zielsetzung der Übersetzung im Auge, ist der Leser dennoch gebeten, sich stets zu vergegenwärtigen, daß es sich um einen Text handelt, der vor rund sieben Jahrhunderten verfaßt wurde und sich zudem nicht als literarisches Werk im herkömmlichen Sinne verstand, sondern als Brief. Er weist deshalb freilich eine ganz andere Art der Schilderung auf, als wir dies von zeitgenössischen Texten gewohnt sind. Daß er jedoch aus zeitlosen, ewig gültigen Quellen wie dem Qur´an und den authentisch überlieferten prophetischen Aussprüchen schöpft, verleiht ihm eine selbst diese lange Zeitspanne überdauernde Gültigkeit.
Bei der Übersetzung des Briefes aus dem Arabischen hat sich der Übersetzer Sahib Mustaqim Bleher um flüssigen Sprachverlauf im Deutschen ebenso bemüht wie um Textnähe. Er ist seinem Glaubensbruder und Freund Dr. Mohamed Faruq Nawar ausgesprochen dankbar, seine Übersetzung als Kenner der arabischen Sprachen und der islamischen Wissenschaften sorgfältig mit dem Original verglichen zu haben.
Obwohl die Wiedergabe arabischer Wörter in lateinischer Umschrift sich beim vorliegenden Text auf Eigennamen beschränkt, schien es ihm angebracht, statt einer phonetischen die gängige orientalische Umschrift zu verwenden, die allein eine exakte Unterscheidung der verschiedenen Buchstaben des arabischen Alphabets gestattet. Eine Umschrifttabelle mit Aussprachehinweisen findet sich im Anhang.
Wir hoffen, mit der vorliegenden Übersetzung einen bescheidenen Beitrag zum rechten Verständnis zwischen den Religionen leisten zu können, und bitten Allah, unsere Bemühungen in dieser Hinsicht anzunehmen. Ihm allein gebührt alles Lob für die zahllosen Gnadengeschenke, die Er uns zuteil werden ließ, von denen das der Rechtleitung gewiß das Wertvollste ist.
Muharram 1404 / Oktober 1983, Darunnur-Verlag
Im Namen Allahs, des Erbarmers des Sich Erbarmenden
Von Ahmad ibn Taymiya an Sarguwas, das Oberhaupt der Anhänger seiner Religion, sowie an seine ihn umgebenden Helfer von den religiösen Führern, an die Oberpriester, die Mönche, die Fürsten, die Schreiber und ihr Gefolge: Friede sei mit denen, die der Rechtleitung folgen.
Alsdann: Wir äußern auch gegenüber den Lobpreis Allahs, außer Dem es keinen Gott gibt, den Gott Abrahams und der Familie Imrans, (der Name Imran taucht zum einen als Name des Vaters Moses -Friede über ihn- auf, dem biblischen Amram entsprechend, zum andern als Name des Vaters der Maria, der Mutter Jesu -Friede über ihn-.) und wir bitten Ihn, Seine auserwählten Sklaven ( Entsprechend zu Allah als dem Herrn wird der Mensch im Islam als Sklave bezeichnet, indem er seine Entstehung und Existenz allein Allah zu verdanken hat und ihm deswegen - willig oder unwillig - bedingunglos als Dessen Eigentum untersteht, über das Er unbeschränkte Verfügung hat. Dieser Begriff ist keine den Menschen abwertende, sondern eine ihn aufwertende Bezeichnung. Als mit Urteilskraft ausgestattetes und von Allah vor allen Geschöpfen bevorzugtes und geehrtes Wesen wird er durch die Unterwerfung unter Allah allein frei von allen falschen Herren, frei von Joch jeden Unterdrückers als auch der eigenen Begierde. Als auserwählte Sklaven Allahs werden hier die von ihm mit der Botschaft der Rechtleitung zu den Menschen geschickten Gesandten und Propheten bezeichnet.) und Seine entsandten Propheten zu segnen und Segen und Heil von Sich den glaubensstarken Herren der Menschen und Früheren der Nationen zuteil werden zu lassen, die durch die Entgegennahme des Bundes (der mit den Gesandten Allahs geschlossene Bund beinhaltet die aufrichtige Übermittlung Seines Wortes und fehlerlose Ausführung Seiner Befehle.) ausgezeichnet wurden; nämlich Noah, Abraham, Moses, Jesus, und Muhammad - so wie Allah, der Erhabene, sie in Seiner Schrift benannte, indem der Mächtigste und Herrlichste sagte:
Er verordnete für euch die Religion, die Er Noah anbefahl und die Wir dir offenbart haben und die Wir Abraham und Moses und Jesus anbefohlen haben. Nämlich (die), in der Einhaltung der Religion treu zu bleiben und euch deswegen nicht zu spalten. Hart ist für die Götzendiener das, wozu du sie aufrufst. Allah erwählt dazu, wen Er will, und leitet dazu den, der sich bekehrt. [42:13]
Und der Erhabene sagt:
Und dann gingen Wir mit den Propheten den Bund ein und mit dir und mit Noah und Abraham und Moses und mit Jesus, dem Sohn der Maria. Und Wir gingen mit ihnen einen gewaltigen Bund ein , auf daß Er die Wahrhaftigen nach ihrer Wahrhaftigkeit befrage. Und für die Ungläubigen hat Er eine schmerzliche Strafe bereitet. [33:7,8]
Und wir bitten Ihn, Seinen edlen Segen und Sein Heil dem Siegel der Gottgesandten zu teil werden zu lassen: ihrem Sprecher, wenn sie vor ihrem Herrn stehen; ihrem Führer, wenn sie sich versammeln; dem Fürsprecher der Geschöpfe am Tag der Auferstehung; dem Propheten der Barmherzigkeit und Propheten des Kampfes, der alle guten Eigenschaften der Propheten in sich vereint. Den der Sklave Allahs (die Rede ist hier von Jesus, dem Sohn der Maria -Friede über ihn-, der im Text, dem Qur´an, zumeist als der Messias bezeichnet wird) ankündigte, Sein Geist und Sein Wort, das Er der aufrichtigen Jungfrau Maria, der Tochter ´Imrans, eingab, die niemals ein Mann berührte; der Messias der Rechtleitung, Jesus, der Sohn Maria, der im Diesseits und im Jenseits hervorragt, der Allah nahesteht, der mit den Merkmalen der Schönheit und Barmherzigkeit ausgestattet wurde, als die Kinder Israels dem folgten, womit Moses an Herrlichkeit und Strenge herabgesandt wurde. Und es wurde das Siegel (der Propheten), der Umfassende mit den Merkmalen der Vollkommenheit einschließlich der Strenge gegen die Ungläubigen und der Barmherzigkeit gegenüber den Gläubigen entsandt, der die besten Gesetzte und Richtlinien umfaßte, die es vor ihm gab. Allah gebe ihnen allen Segen und Heil, als auch jenen, die ihnen nachfolgen bis zum Tage der Auferstehung.
Alsdann: Allah erschuf die Menschen durch Seine Allmacht und ließ in ihnen die Spuren Seines Willens, Seiner Weisheit und Seiner Barmherzigkeit zum Vorschein kommen. Zum Ziel ihrer Erschaffung machte Er Seine Anbetung, die Er ihnen befahl. Die Grundlage dafür ist, Ihn zu erkennen und zu liebem; denn wen Allah Seinen geraden Weg ( der gerade Weg als der einzige zum Ziel führende Weg ist im Islam von zentraler Bedeutung. So wie es zwischen zwei Punkten nur eine gerade Linie gibt, so führt auch nur der Weg des göttlichen Wohlgefallens zum wahren Erfolg im Diesseits wie im Jenseits. Der Muslim bittet deswegen mehrmals täglich in seinem Gebet, mit den Worten Führe uns den geraden Weg um Rechtleitung) leitet, dem gibt Er Barmherzigkeit und Wissen und die Kenntnis Seiner schönsten Namen und erhabensten Eigenschaften. Er beschenkt ihn damit, daß er sich Ihm zuwendet, Seiner furchtsam gedenkt, sich Ihm unterwirft und Ihn zum Gott nimmt, sodass es ihn nach Ihm verlangt wie den Adler nach seinem Nest und er seine Liebe sucht wie das Kind seine Mutter und er niemandem dient außer Ihm - aus Furcht, Hoffnung und Liebe -, und er richtet seine Religion aufrichtig auf Den aus, dem Diesseits und Jenseits gehören, den Herrn der Ersten und Letzten, den Herrscher am Tag des Gericht, den Erschaffer all dessen, was ihr seht und was ihr nicht seht, den Kenner des Verborgenen und Sichtbaren; wenn Er etwas will. Lautet Sein Befehl nur, daß Er dazu sagt: "sei"; und da ist es. Er nimmt an Seiner Statt keine anderen Götter gleich jenen, die anstelle Allahs andere Götter nehmen, die sie lieben, wie es nur Allah zusteht - doch die Gläubigen sind stärker an Liebe für Allah -, und er gesellt seinem Herrn niemanden bei ( das Prinzip des Schirk (Polytheismus) ist der diametrale Gegensatz zum Islam als Gehorsam gegenüber Allah: Als größte, unverzeihliche Sünde gilt, Allah wissentlich in Seiner Göttlichkeit und Allmacht einen Teilhaber zuzuschreiben, ganz gleich, ob es sich dabei um einen angebeteten Götzen, einen verehrten Menschen oder ein abstraktes materielles oder immaterielles Gut handelt) und nimmt niemanden an Seiner Stelle zum Beschützer oder Fürsprecher: Weder einen Engel noch einen Propheten noch einen wahrheitsliebenden Mann; denn wer immer in den Himmeln und auf Erden ist, erscheint vor dem Erbarmer als Sklave. Er kennt ihre Zahl, und ein jeder von ihnen erscheint vor Ihm am Tag der Auferstehung allein, Dann erwählt ihn sein Beschützer, gibt ihm seine Rechtschaffenheit und rechtleitet ihn zu dem von der Wahrheit, worüber sie uneinig sind - so Er (das) will -, denn Er rechtleitet wen Er will auf einen geraden Weg.
Die Menschen folgten nach Adam - Friede über ihn - und vor Noah - Friede über ihn - gleich ihrem Vater Adam - Friede über ihn - der aufrichtigen Ausrichtung auf einen Gott, bis sie den Polytheismus und die Götzenanbetung erfanden. Eine Erfindung ihrerseits, worüber Allah keine Schrift herabsandte und keinen Gesandten entsandte; durch Ähnlichkeiten, die der Satan schön erscheinen ließ, mittels falschem Maß und häretischer Philosophie. Manche von ihnen behaupteten, die Götzenbilder seien Rätsel der himmlischen Sterne, der astronomischen Stufen und der Engel, andere nahmen sie nach der Gestalt der Propheten und Rechtschaffenen, die unter ihnen weilten, und wider andere machten sie für die niedrigen Geister der Dämonen und Satane. Noch andere folgten andere Meinungen.
Die meisten von ihnen ahmten ihre Oberhäupter nach und wichen von Weg der Rechtleitung ab. Da entsandte Allah Seinen Propheten Noah -Friede über ihn-, sie zur alleinigen Anbetung Allahs, Der keinen Teilhaber hat, zu rufen und ihnen die Anbetung alles übrigen zu verbieten, auch wenn sie behaupteten, sie beteten sie nur an, um dadurch Allah näher zu kommen und sie zu Fürsprechern zu nehmen. Er weilte 950 Jahre unter ihnen. Als Allah ihm dann kundtat, daß niemand von seinem ihm glauben werde außer denen, die bereits glaubten, betete er gegen sie, woraufhin Allah, der Erhabene, die Bewohner der Erde aufgrund seines Gebetes ertränkte. Nach ihm kamen die Gesandten einer nach dem andere, bis die Religion der Sternanbeter und Polytheisten sich über die ganze Erde ausgebreitet hatte, als dort überall Könige wie Nimrod und Pharao herrschten. Da entsandte Allah, der Erhabene, den Führer der Rechtgläubigen und das Fundament der aufrichtigen Religion und des bleibenden Wortes, Abraham , den engen Freund des Erbarmers. Er rief die Menschen auf, sich von Polytheismus zur Aufrichtigkeit (in der Anbetung) zu begeben, und verbot ihnen die Anbetung von Sternen und Götzen und sagte:
Seht, ich habe mein Angesicht in Aufrichtigkeit zu Dem gewandt, Der die Himmel und die Erde schuf, und ich gehöre nicht zu den Götzendienern." [6:79]
Und er sagte zu seinen Leuten:
"Seht ihr denn nicht, was ihr da angebetet habt , ihr und eure Vorväter? Sie sind mir feindlich (gesonnen); nicht aber der Herr der Welten, Der mich erschaffen hat; und Er ist es, Der mich richtig führt und Der mir Speise und Trank gibt. Und wenn ich krank bin, ist Er es, Der mich heilt, und (Er ist es,) Der mich sterben lassen wird und mich dann wieder zum Leben zurückbringt, und von Dem ich hoffe, daß Er mir meine Fehler am Tage des Gerichts vergeben werde. [26:75-82]
Und Abraham - Friede über ihn - und die Seinen sagten zu ihren Leuten:
Ihr habt bereits ein vortreffliches Beispiel an Abraham und denen mit ihm, als sie zu ihrem Volk sagten: "Wir haben nichts mit euch noch mit dem zu schaffen, was ihr statt Allah anbetet. Wir verwerfen euch. Und zwischen uns und euch ist offenbar für immer Feindschaft und Haß entstanden, (solange,) bis ihr an Allah glaubt und an Ihn allein!" - abgesehen von Abrahams Wort zu seinem Vater: "Ich will gewiß für dich um Verzeihung bitten, obwohl ich nicht die Macht dazu habe, bei Allah für dich etwas auszurichten." (Sie beteten) : "Unser Herr, in Dich setzen wir unser Vertrauen, und zu Dir kehren wir reumütig zurück, und zu Dir ist die letzte Einkehr. [60:4]
Allah ließ die Propheten und Gesandten von seinem Haushalt abstammen, und Er gab jedem von ihnen eigene Weisungen und erhöhte manche von ihnen über die anderen und gab jedem von ihnen Zeichen, aufgrund derer die Menschen glaubten. So machte Er den Stab Moses zu einer Schlange, die verschlang, was die Zauberer an Seilen und Stöcken entstehen ließen - und es war nicht wenig -, (die Zauberer hatten zur Zeit des Pharao eine dem Priestertum vergleichbare Stellung, indem ihre Tricks, mit denen sie die Massen betörten, entscheidend zu Festigung der Herrschaft des Pharao beitrugen, der sich von Volk als Gott anbeten ließ. Allah stattete deswegen Seinen Propheten, Moses - Friede über ihn -, mit Wundern aus, die stärker waren als das, was die Zauberer zuwege brachten, sodaß sich gar die Zauberer selbst dadurch von der Wahrheit der Sendung Moses - Friede über ihn - überzeugen ließen.) und Er trennte das Meer, so daß es trocken wurde und das Wasser als Trennmauer zwischen zwölf Wegen entsprechend der Anzahl der Stämme stillstand. Er beschattete ihn und seine Leute durch die weiße Wolke, die mit ihnen zog, und sandte jeden Morgen Manna und Salwa auf sie herab, und als sie dursteten, schlug Moses mit seinem Stab den Fels, und da sprangen daraus zwölf Quellen hervor, sodaß alle Leute ihren Trinkplatz kannten. Danach entsandte Er Propheten aus dem Volk Israel, darunter welche, durch die Allah die Toten zum Leben erweckte, welche, durch die Allah die Kranken heilte, welche, denen Er von Seinem Geheimnis wissen ließ, was Er wollte, welchen, denen Er die Geschöpfe untertan machte, und welche, die Er mit verschiedenen Wundern entsandte.
Darüber sind sich alle Vertreter der Religionen einig als auch die Bücher, die in den Händen der Juden und Christen sind, und die Prophezeiungen, die sie besitzen, und die Kunden der Propheten - Friede über sie - wie Jesaia, Jeremia, Daniel, Habakkuk, David, Salomon und andere, sowie das Buch Buch der Könige und andere Bücher, die eine Mahnung enthalten.
Die Kinder Israels waren eine hartnäckige, ungehorsame Gemeinschaft. Mal beteten sie Götzen an, mal beteten sie Allah an, mal töteten sie die Propheten zu unrecht, mal machten sie die verwehrten Dinge Allahs mit Hilfe kleinster Tricks statthaft. So wurden sie zuerst aus dem Munde Davids verflucht, und die Zerstörung Jerusalems ist allen Vertretern der Religionen bekannt.
Dann entsandte Allah den Messias, den Sohn der Maria, als Gesandten, dem bereits Gesandte vorausgegangen waren, und machte ihn und seine Mutter zu einem Zeichen für die Menschen, in dem Er ihn zum Zeichen der Vollkommenheit Seiner Macht und Umfassenheit Seines Wortes ohne Vater erschuf. Denn Er teilte die menschliche Gattung in vier Arten: Er ließ Adam ohne Mann und Frau werden, erschuf seine Frau Eva aus dem Manne ohne die Frau, erschuf den Messias, den Sohn der Maria, aus der Frau ohne den Mann und schuf die übrigen von ihnen aus den beiden Gatten, Mann und Frau. Gemäß Seiner Gepflogenheit gab Er Seinem Sklaven, dem Messias, offenkundige Zeichen, sodaß er die Blinden und Aussätzigen heilte und den Leuten verkündete, was sie essen und was in ihren Häusern aufheben sollten, und zu Allah und zu Dessen Anbetung aufrief. Er folgte darin der Gepflogenheit seiner Brüder unter den Gesandten und bestätigte, die von ihm waren, und kündigte den an, der nach ihm kommen sollte.
Die Kinder Israels waren aufsässig und rebellisch, doch es überwog Seine Milde, Barmherzigkeit, Vergebung und Verzeihung, und Er ließ in den Herzen derer, die ihm folgten Mitleid und Barmherzigkeit wohnen und ließ aus ihnen Priester und Mönche werden. Die Menschen spalteten sich bezüglich des Messias - Friede über ihn - und seiner Anhänger von den Jüngern in drei Parteien: Leute, die ihn der Lüge ziehen und leugneten und behaupteten, er sei der Sohn einer Hure, und die seine Mutter verleumdeten und ihn Josef, dem Schreiner, zuschrieben und nach all dem, was sie mit den Propheten getan hatten und an Sünden in Bezug auf Unreinheiten und Nahrung auf ihnen lastete, behaupteten, daß vom Gesetz der Thora nichts abrogiert werde und daß Allah nichts von dem, was Er zum Gesetz gemacht habe, abrogiere. Und Leute, die in Bezug auf ihn übertrieben und behaupteten, er sei Allah und der Sohn Allahs und Gott wohne unter den Menschen und der Herr aller Welt sei herabgestiegen und habe Seinen Sohn herabgesandt, auf daß er gekreuzigt und getötet werde als Auslöse für die Sünde Adams - Friede über ihn -; und sie behaupteten, der eine unvergängliche Gott, Der weder zeugt noch gezeugt wurde und Dem niemand ebenbürtig ist, habe gezeugt und Sich einen Sohn genommen. (Neben der jüdischen Position, die Gesandtschaft Jesu - Friede über ihn - zu leugnen, und der spätchristlichen, ihn zu vergöttern, gilt die dritte Haltung, die Haltung der aufrichtigen Gläubigen, die ihn als Gesandten Allahs verehrten und schätzten und seinen von Allah übermittelten Geboten folgten, als so naheliegend, daß sie keiner besonderen Erwähnung bedarf. Von den anfangs benannten drei Parteien werden deshalb nur zwei eingehend beschrieben.)
Und sie spalteten sich in Bezug auf Dreiheit und Einheit und zersplitterten sich auf eine Art, die kein Vernünftiger billigen würde und die keine Überlieferung gebot, es sei denn unklare Worte im Evangelium und den vorausgegangenen Schriften, die durch unmißverständliche Worte im Evangelium und davor bereits erklärt wurden und allesamt besagen, daß der Messias ein Mensch war und Allah allein diente und Ihn anrief und sich vor Ihm demütigte. ( Im Neuen Testament ist der Gebrauch der Bezeichnung des Menschen Sohn für Jesu - Friede über ihn - weit häufiger als der Begriff Gottessohn, welcher im Alten wie im Neuen Testament häufig für Propheten und rechtschaffene, gottesfürchtige Menschen im allgemeinen und keineswegs ausschließlich für Jesu - Friede über ihn - verwendet wird. Die Aussage des Hauptmanns bei Matthäus: dieser ist Gottes Sohn gewesen lautet bei Lukas; dieser ist ein frommer Mensch gewesen. Für die Gottessohnschaft und die Dreieinigkeit finden sich keinerlei eindeutige Belege in den Offenbarungsschriften. So war denn auch zur Zeit des Frühchristentums der Eingottglaube die vorherrschende Lehre und wurde die Dreieinigkeit erst später durch Konzilsentscheidung zum Kirchendogma.)
Doch die Grundlage der Religion war stets der Glaube an Allah und Seinen Gesandten, so wie das Siegel der Propheten und Entsandten (Muhammad) sagte: "Es wurde mir befohlen, die Menschen zu bekämpfen, bis sie bezeugen, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Muhammad Sein Gesandter ist." Und er sagte: "Preist mich nicht, wie die Christen Jesus, den Sohn der Maria, preisen, denn ich bin nur ein Sklave; so sagt: Der Sklave Allahs und Sein Gesandter."
Die Religion befahl den Glaube an Allah als dem einzigen Gott und die Bestätigung Seiner Gesandten. Deshalb waren die Sternanbeter und die Polytheisten wie die Brahmanen und ihresgleichen, die das Prophetentum leugneten, Menschen, die Allah in ihrem Bekenntnis und in ihrer Anbetung Teilhaber zuordneten und Irrglauben über Seine Propheten anhingen. So drang in Bezug auf die göttlichen Einheit und Einheit der Gesandtschaft offenkundige Verderbnis der Naturanlage Allahs, in der Er die Menschen erschuf, und der Schrift Allahs, die Er herabsandte, in die Grundlage der Religion der Vertreter der Dreieinigkeit ein. (Die Naturanlage des Menschen, in der er erschaffen wurde, (fitra) war stets, einen einzigen Herren, Der über allem anderen steht, zu erkennen, Ihn anzubeten und Ihm zu dienen. So war denn auch der Islam in seinem eigentlichen Wortsinne, durch Unterwerfung unter Allah als dem einzigen Gott Friede mit sich selbst und seiner Umwelt zu erreichen, die Grundlage aller Religionen der Menschheitsgeschichte.)
Wenn deshalb jemand von den oberen Priestern und Mönchen, darunter Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe, besonders wohlhabend wurde, pflegte er seine Religion aufzugeben und mit Heuchelei zugunsten der Masse zu beginnen, während er sich mit der Führung über sie und dem ihm zukommenden Wohlstand zufrieden gab, wie der (Priester) von Jerusalem mit Namen Ibn al-Buri und der von Damaskus namens Ibn al-Qaf und der in Konstantinopel, der bei ihnen als Papst galt. Es gab viele große Päpste, Erzbischöfe und Bischöfe, die, wenn sie wohlhabende Leute ansprachen, ihnen gestanden, daß sie nicht dem Glauben der Christen folgten, aber ihrer Stellung und Führung wegen bei ihrem jetzigen angeblichen Glauben blieben, gleichwie die Könige und Reichen in ihrem Königtum und Reichtum verblieben. Deshalb findet man, daß die meisten von ihnen sich mit mathematischer Wissenschaft beschäftigten, wie Rhetorik, Physiognomie, Arithmetik und Astronomie, (die genannten Wissenschaftszweige zählten damals zu den "mathematischen Wissenschaften".) oder Naturwissenschaft, wie die Heilkunst oder die Lehre von den Elementen, oder der Beschäftigung mit dem Göttlichen nach der Art der Sterndeuter, zu denen Abraham, der Freund (Allahs) - Friede über ihn -, geschickt worden war, und sie verwarfen die Religion des Messias und der Gesandten vor und nach ihm und bewahrten die Bräuche der Religionen der Könige und der Massen wegen...
Sodann wandten sie sich dem Gesetz zu, nach dem sie Allah dienten, und widersprachen darin den Früheren von den Juden, obwohl ihnen befohlen worden war, an der Thora festzuhalten, mit Ausnahme dessen, was der Messias abrogiert hatte, Jene (die Juden) mißachteten die Propheten und töteten sie sogar, und diese (die Christen) übertrieben es mit ihnen und beteten gar sie und ihr Bildnis an. Jene sagten, Allah steht es nicht an, etwas von dem, was Er befohlen hat, zu ändern und es zu einer anderen Zeit oder durch den Mund eines anderen Gesandten zu abrogieren, und diese sagten, doch, die Geistlichen und Priester können ändern, was sie wollen, und verwehren, wie es ihnen beliebt; und wenn einer eine Sünde begeht, erlegen sie ihm an Diensten auf, was ihnen beliebt, und vergeben ihm. Es gab welchen unter ihnen, die behaupteten, sie bliesen der Frau von heiligen Geist ein; und sie machten den Räucherduft zum Opfer. Jene sagten, vieles ist uns verwehrt worden. Und diese sagten, alles, von der Wanze bis zum Elefanten ist erlaubt, so iß, was du willst, und laß, was du willst. Jene sagten, die Verunreinigungen wiegen schwer, so sehr, daß sie mir der menstruierenden Frau nicht einmal saßen oder aßen. Und diese sagten, es gibt nichts Unreines für dich, und sie geboten weder die Beschneidung noch die Waschung nach geschlechtlicher Verunreinigung noch die Beseitigung von Unreinheiten, obwohl der Messias und die Jünger dem Gesetz der Thora folgten.
Sodann hatten weder der Messias noch die Jünger das Gebet gen Osten befohlen, sondern Konstantin oder andere erfanden es. Desgleichen das Kreuz, das Konstantin nach eigenem Dafürhalten erfand und aufgrund dessen, daß er behauptete, es im Schlaf gesehen zu haben. Weder Messias noch die Jünger hatten dergleichen befohlen.
Die Religion, mit der die Menschen Allah näherkommen, muß von Allah befohlen und durch den Mund Seiner Gesandten und Propheten zum Gesetz gemacht worden sein. Ansonsten sind alle Erfindungen ein Irrtum, und die Götzen wurden nur aufgrund von Erfindungen angebetet, und auf gleiche Weise fanden die Melodien Eingang ins Gebet. Weder der Messias noch die Jünger hatten es befohlen.
Im großen und ganzen hatte Allah mit all den Formen der Anbetungshandlungen und Feste, denen sie folgten, weder eine Schrift herabgesandt noch einen Gesandten entsandt. Doch gab es unter ihnen Milde und Barmherzigkeit, und dies gehörte zur Religion Allahs, im Unterschied zu den Früheren, denn unter ihnen gab es Härte und Haß, was zu dem gehörte, was Allah, der Erhabene, verwehrt hatte. Doch die Früheren besaßen Vernunft und Verstand zusammen mit dem Ungehorsam und Stolz, während unter den Späteren Abirren von der Wahrheit und Unkenntnis des Weges Allahs vorherrschten...