Die Brüderlichkeit als Basis für die islamische Gesellschaft

ibn azem

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Bismillah

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[SIZE=+2]Die Brüderlichkeit als Basis für die islamische Gesellschaft[/SIZE]

Zunächst ist es sehr wichtig zu wissen, welche Merkmale die islamische Gesellschaft besitzt. Aus all dem Vorangegangenen ersehen wir, daß die islamische Gesellschaft Macht gegen den Unglauben hat. Sie ist gütig und barmherzig gegenüber den Gläubigen. Jedes Individuum in der islamischen Gesellschaft soll Schutz erhalten für Leib und Seele.

Die ganze Gemeinschaft, jung und alt, Mann und Frau, schwarz und weiß, ist eine Einheit wie ein Körper. So haben der Qur'an und die Sunna diese Gemeinschaft beschrieben und umrissen. Jedes Mitglied schätzt den Wert des anderen. Jeder muß wissen, daß jeder Mensch in der islamischen Gesellschaft unentbehrlich für das Wohl der Gemeinde ist. Natürlich gehören auch die Kinder zur islamischen Gemeinschaft, und sie soll Liebe und Verständnis für diese Kinder hegen; denn die Kinder von heute sind die Männer und Frauen, die Väter und Mütter der Zukunft. Sie werden in unseren Reihen in aller Liebe und Freiheit erzogen. Und wenn sie erwachsen sind, werden sie nie vergessen, daß sie von klein auf zu dieser Gemeinschaft gehörten. Um diese Normen zu begreifen, müssen wir verstehen, daß sie göttlichen Wert haben. Sie sind im Qur'an und in der Sunna begründet. Nachstehend sind die Stellen erwähnt:

Sura 48, Vers 29:
"Muhammad ist der Gesandte Allahs. Und die, die mit ihm sind, sind hart gegen die Ungläubigen, doch barmherzig zueinander. Du siehst sie sich (im Gebet) beugen, niederwerfen (und) Allahs Huld und Wohlgefallen erstreben. Ihre Merkmale befinden sich auf ihren Gesichtern: die Spuren der Niederwerfungen. Das ist ihre Beschreibung in der Thora. Und ihre Beschreibung im Evangelium lautet: (Sie sind) gleich dem ausgesäten Samenkorn, das seinen Schößling treibt, ihn dann stark werden läßt, dann wird er dick und steht fest auf seinem Halm, zur Freude derer, die die Saat ausgestreut haben - auf daß Er die Ungläubigen bei ihrem (Anblick) in Wut entbrennen lasse. Allah hat denjenigen, die glauben und gute Werke tun, Vergebung und einen gewaltigen Lohn verheißen."

Sura9,Vers71:
"Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Beschützer: Sie gebieten das Gute und verbieten, das Böse und verrichten das Gebet und entrichten die Zakah und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Allah Sich erbarmen wird. Wahrlich, Allah ist Erhaben, Allweise,"

Sura 4, Vers 93:
"Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist Gahannam, worin er auf ewig bleibt. Allah wird ihm zürnen und ihn von Sich weisen und ihm eine schwere Strafe bereiten."
In einem Hadith heißt es: "Wenn zwei Muslime miteinander mit dem Schwert kämpfen, dann sind der Tötende und der Getötete in der Hölle."
Darauf wurde gefragt:
"0 Gesandter Allahs, dies ist verständlich beim Tötenden, wie aber ist es beim Getöteten?"
Der Prophet, (s) erwiderte:
"Weil dieser sicher nach dem Leben seines Kameraden trachtete."
Abu Dawud berichtet folgendes Wort vom Propheten,(s): "Der Muslim darf dem Muslim keine Angst machen."
In einem anderen Hadith sagte der Prophet, (s):
"Wer einen Blick wirft, um einem Muslim Angst zu Unrecht einzujagen, dem jagt Allah Angst ein am Tage des Jüngsten Gerichts."
Von Muslim wird nach Abu Huraira berichtet, daß der Prophet,(s) sich losgesagt habe von dem, der die Waffe gegen die islamische Gemeinschaft trägt.

Der gütige Prophet,(s) hat einmal gesagt:
"Die Gläubigen sind in ihrem Zusammenhalt und in ihrer Barmherzigkeit und Güte füreinander wie ein Körper: Wenn ein Glied leidet, leidet der ganze Kärper an Fieber und Schlaflosigkeit."
Wie wunderbar ist dieses Gleichnis! Wir können uns gut vorstellen, wie der ganze Körper leidet, wenn nur ein kleiner Teil, z.B. ein Nagelbett, entzündet ist. Deshalb soll die islamische Gemeinde wie ein gesunder Körper sein. Muslime dürfen nicht nebeneinander wohnen, ohne zu wissen, wie es dem anderen geht. Ibn Umar,(r) berichtete, daß der Prophet, (s) sagte: "Gabriel hörte nicht auf, mir das Wohl des Nachbarn ans Herz zu legen, bis ich dachte, er würde ihn sogar als meinen Erben ersetzen."
Und Abu Huraira, (r) überlieferte, daß der Prophet, (s)sagte:

"Wer an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt, der soll seinem Nachbarn keinen Schaden zufügen.
Es kommt heutzutage in der sogenannten "zivilisierten" Gesellschaft vor, daß ein Mensch tage-, sogar wochenlang in seiner Wohnung krank oder tot liegt, ohne daß die Nachbarschaft etwas davon weiß. Es ist nicht selten, daß viele Menschen zum Wahnsinn getrieben werden, weil sie einsam und isoliert sind. Sie werden mit ihren Problemen nicht fertig und finden nicht die richtigen Kameraden und Freunde.
Wenn wir nachdenken, werden wir die göttlichen Normen in den obigen Hadithen richtig verstehen. Die Einheit und Solidarität der Gemeinschaft wird in einem anderen Hadith ebenfalls betont:
"Der Gläubige ist für den Gläubigen wie ein festes Mauerwerk; ein Teil hält den anderen fest.
In Sura 3, Vers 103 lesen wir:

"Und haltet insgesamt an Allahs Seil fest und zerfallet nicht und gedenket der Gnade Allahs gegen euch, da ihr Feinde waret und Er eure Herzen so zusammenschloß, daß ihr durch Seine Gnade Brüder wurdet; und da ihr am Rande einer Feuergrube waret und Er euch ihr entriß. So macht Allah euch Seine Zeichen klar. auf daß ihr euch rechtleiten lassen möget"
Femer in Sura 2, Vers 221:

"Und heiratet keine Götzenanbeterinnen, ehe sie glauben. Und eine gläubige Dienerin ist besser als eine Götzenanbeterin, mag sie euch auch noch so gut gefallen. Und verheiratet nicht (gläubige Frauen) mit Götzenanbetern, ehe sie glauben. Und ein gläubiger Diener ist besser als ein Götzenanbeter, mag er euch auch noch so gut gefallen. Jene rufen zum Feuer, doch Allah ruft zum Paradies und zur Verzeihung mit Seiner Erlaubnis und macht den Menschen Seine Zeichen klar, damit sie Seiner gedenken mögen."
In seinem Werk "Ihya' 'Ulumi-d-Din" erinnert Al-Gazzalyy an diese Tatsache:
"Wer eine gute Frau mit der Absicht heiratet, sich dadurch gegen das Flüstern Satans zu wehren und seinen Glauben zu schützen, oder mit der Absicht, von ihr ein gutes Kind zu bekommen, das für ihn Bittgebete spricht, und der dabei seine Frau liebt, weil sie ihm hilft, diese Glaubensziele zu erreichen, der liebt Allah in Wirklichkeit. Und wer seinen Lehrer liebt, der ihm die Glaubenslehren beibringt, der liebt auch Allah."

Nicht nur die Ehefrau soll geschätzt werden, sondern alle Frauen in der islamischen Gemeinschaft müssen mit Hochachtung behandelt werden; denn diese Frauen sind nichts anderes als unsere Glaubensschwestem, über die Allah sagt, daß sie für uns als Ehefrauen ein Kleid, eine Einheit, eine leibliche und seelische Verbindung sind.

Allah (t) erwähnt auch im Qur'an, daß unter uns und unseren Frauen Liebe und Barmherzigkeit herrschen.Andere Frauen sind unsere Mütter, Töchter, Tanten und Verwandten. Diese Frauen schätzen wir und schützen sie mit Leib und Seele. Ihnen darf kein Haar gekrümmt werden. Die islamische Geschichte hat gezeigt, daß der Schutz der Frau als eines der höchsten Gebote respektiert wurde. Das gesamte islamische Heer wurde einmal mobilisiert, um eine Frau aus den Händen eines Tyrannen zu retten. Der Gesandte Allahs, (s) sprach immer gut über die Frauen und mahnte bis kurz vor seinem Tode, sie gut zu behandeln. Der größte Teil seiner Abschiedspredigt galt der Frau im Islam. Es wird im Islam nicht gern gesehen, daß ein Mann eine fremde Frau mit der Hand begrüßt. Das ist nicht als Verachtung für die Frau zu betrachten, sondern als Hochachtung für sie; denn ein fremder Mann darf die muslimische Frau nicht berühren, um die Gefahr der Beleidigung auszuschließen. Aus Hochachtung für ihre Person darf eine muslimische Frau nicht allein mit einem fremden Mann unter einem Dach sein, um sie vor Verruf zu bewahren. Damit wäre beispielsweise die Tätigkeit der muslimischen Frau als Sekretärin dann nicht vertretbar, wenn dieser Beruf es mit sich bringt, daß die Frau oft stunden - sogar tagelang auf Reisen mit einem fremden Mann, in diesem Fall mit ihrem Chef, zusammen ist. Dieser Zustand bringt Unheil für die Frau, für die Familie und für die Gesellschaft.

Der Islam verlangt ferner von Männern wie auch von Frauen, ihre Blicke zu zügeln, um die Achtung voreinander im Namen der Brüderlichkeit zu verwirklichen. Für die muslimische Frau ist es nicht vorstellbar, mitten in einer Männerschar zu stehen und sich Spaße zu erlauben, zumal Herumalbern nicht einmal unter Männern in der islamischen Gemeinschaft gern gesehen wird. Der Spaß mit einer muslimischen Frau bildet eine große Gefahr für ihre Würde; denn es kann passieren, daß ihre Würde und ihr Leib verletzt werden,wenn jemand ein Wort zuviel spricht oder handgreiflich wird.
Wie oben erwähnt, sind außer den Frauen unsere Kinder der Schatz und das große Vermögen der islamischen Gemeinschaft. Die Kinder sind unsere Brüder und Schwestern im Islam; sie müssen äußerst gütig und liebevoll behandelt werden. Sie müssen überall herzlich willkommen sein. Die Herzen müssen sich für die Kinder öffnen, um sie aufzunehmen und um ihnen zu zeigen, daß sie zu jeder Zeit und an jedem Ort willkommen sind. Sie dürfen Erziehung nicht nur in der Schule und im Elternhaus bekommen, sondern müssen mitten in der Gemeinschaft erzogen werden, überall, wo sie sich befinden. Alle Lebensbereiche sollen für die Kinder als Schule gelten. Das Vorbild für sie soll die Gemeinschaft sein. Diese Kinder müssen in Liebe und Treue für den Islam aufwachsen und stolz auf ihn sein.
Es gibt viele Hadithe, in denen berichtet wird, daß der Prophet, (s) Kinder sehr geliebt, mit ihnen gespielt und sie geküßt hat.

Im Rahmen der Brüderlichkeit herrschten in der Gemeinde des Propheten Muhammad, (s) Liebe und Selbstlosigkeit unter den Menschen. Das war die erste Aufgabe, die der Prophet, (s) mit seiner Botschaft erfüllte.
Als er nach seiner Auswanderung in Al-Madina ankam, bestand seine Hauptaufgabe nicht darin, daß er Fabriken und Industrie aufbaute, sondern daß er die Menschen aufbaute und sie zu einer Elite erzog. Das erste, was der Prophet, (s) in Al-Madina leistete, nachdem er dort seine Moschee errichtet hatte, war die Verbrüderung zwischen den Auswanderern aus Makka (Al-Muhagirun) und den helfenden Bewohnern Al-Madinas (Al-Ansar). Die Al- Muhagirun hatten all ihr Hab und Gut und ihre Angehörigen in Makka zurückgelassen, um Allahs wegen nach Al-Madina auszuwandern. Die in Al-Madina ansässigen Muslime halfen jenen Leuten, indem sie der Bitte des Propheten, (s) entsprechend jeweils einen von ihnen zu ihrem eigenen Bruder erklärten und ihm dann ihr Haus und ihr Vermögen zur Verfügung stellten.

So nahm z.B. Zaid Ibn Harita (ein freigelassener Sklave) den Onkel des Propheten, Hamza, (r) zu seinem Bruder im Islam, obwohl dieser letzte eine edlere Abstammung hat; und es ging so weiter mit allen Gefährten des Propheten, (s).
Diese Verbrüderung wird nicht nur als Beginn der eigentlichen islamischen Gemeinschaft und des islamischen Staatswesens schlechthin betrachtet, sondern auch im Qur'an in Sura 59, Vers 8 und 9, lobend hervorgehoben.
 
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