@ ayman
Danke für Deine nette Antwort. Ich habe mir die Links gleich einmal angesehen. Auf
http://www.en.islamhouse.com/ gibt es im Bereich Videos übrigens auch ein langes Video (auf Englisch) zum Thema Kopftuch. Der Inhalt ist ähnlich des hier in diesem Forum gezeigten Videos. Trotzdem sehenswert für interessierte Leser und Leserinnen, hier der Link:
http://www.en.islamhouse.com/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=4
(Video heißt: Hijab: A Religious Symbol?)
Was mich aber doch ziemlich geschockt hast auf dieser Seite ist, dass oben rechts ein Link angezeigt war der zu einem Text führte mit dem Titel „Apostasy and Islam“. Ich war neugierig, weil das ein Galgenseil gezeigt wurde und klickte den Link an (heute ist dieser Link offenbar durch einen anderen ersetzt worden. Im Text geht es um die Frage,
wie im Islam mit Glaubensabtrünnigen umgegangen werden soll, und der Autor (©2006, Jamaal Zarabozo, written for islamhouse.com) sagt, dass sie mit dem
Tode bestraft werden sollen:
„(...) These texts from the Prophet (peace and blessings of Allah be upon him) have led the vast majority of Muslim scholars to conclude that the punishment for apostasy from Islam in Islamic Law is death (...) this author shall presume that the opinion that has been held by the vast majority of the scholars is the correct opinion. This entire discussion, therefore, shall be in the light of that conclusion.“
Später dann argumentiert er
gegen die Menschenrechte, indem er sie relativiert und dem Islam entgegensetzt (er konstruiert einen Widerspruch, indem er aufzeigt, dass die Aussagen im Koran die Todesstrafe für Apostasie fordern, während die Menschenrechte die Freiheit des Glaubens garantieren wollen (d.h. freie Religionswahl), was miteinander im Widerspruch steht.
Das ist eine ziemlich
fundamentalistische Einstellung, oder??? Da war ich dann doch ziemlich überrascht.
Natürlich finden sich auch im Christentum (in der Bibel) Textstellen, die, wenn man sie wortwörtlich auslegen würde, zu ziemlich krassen Ergebnissen führen würde (z.B. vermute ich, dass dann die Frauen nicht gleichberechtigt wären). Aber: im Christentum haben wir ja eine
Auslegung der Bibel. Die Auslegung stellt die Aussagen der Bibel in ihren
historischen Kontext. Die Wahrheit der Bibel wird sozusagen im Wandel der Zeiten immer wieder für die jeweilige Zeit übersetzt, interpretiert. Man könnte also sagen, durch das ständige Diskutieren und Auslegen und die ständige Wahrheitssuche z.B. durch die Kirchenväter im Mittelalter und heute durch die Theologen z.B. an den Universitäten und im Vatikan (was die katholische Kirche betrifft) entfalten sich manche Wahrheiten, die in der Bibel stehen, in der Kirche als Institution erst richtig. Der Mensch begreift sich schließlich
weniger als jemand, der Gottes Befehle entgegennimmt und sie ausführt um eine gute Gläubige zu sein, als vielmehr als jemand, der
im Kontakt mit Gott steht, der ein persönliches Verhältnis zu Gott hat. Das
kann sich auch in vollkommener Opferung des persönlichen, selbst bestimmten Lebens äußern und damit verbundener Unterordnung unter Regeln, feste Gebetszeiten, , (z.B. durch den Eintritt in ein Kloster) - ähnlich vielleicht, wie das im Islam der Fall ist -
muss aber nicht unbedingt diese vollkommene Unterwerfung unter Regeln bedeuten.
Papst Johannes Paul II schrieb z.B. 1993 in einem kirchlichen Rundschreiben (Titel:
Veritatis splendor“):
(Hervorhebungen von mir)
„Es ist also Gott selber, der die ganze Schöpfung liebt und im wörtlichsten, grundlegendsten Sinn für sie sorgt (vgl. Weish 7, 22; 8, 11). Aber Gott sorgt für die Menschen anders als für die Wesen, die keine Personen sind: nicht »von außen«, durch die Gesetze der physischen Natur, sondern »von innen«, durch die Vernunft, die, wenn sie mit Hilfe des natürlichen Lichtes das ewige Gesetz Gottes erkennt, dadurch imstande ist, dem Menschen die rechte Richtung seines freien Handelns zu weisen. 81 Auf diese Weise beruft Gott den Menschen zur Teilhabe an seiner Vorsehung, denn er will die Welt mit Hilfe des Menschen selber, das heißt durch seine vernünftige und verantwortliche Sorge, leiten: nicht nur die Welt der Natur, sondern auch die Welt der menschlichen Personen.“
(04.11.2006: Nachtrag für Interessierte: habe den Link zu oben genanntem Text "Apostasy and Islam" gefunden: http://www.islamhouse.com/en/articles/apostasy.htm )
@ ibn adham
Ich gebe Dir vollkommen Recht: natürlich ist das Thema „Kopftuch“ nicht dazu geeignet, den Islam im Ganzen zu verstehen. Das verlange ich ja auch gar nicht. Ich habe mir nur Gedanken dazu gemacht, weil das Thema in Europa derzeit viel diskutiert wird und ich sehr
gegensätzliche Meinungen gehört habe. Wie gesagt: als Symbol der Gläubigkeit habe ich damit auch überhaupt kein Problem. Sollte es jedoch ein
politisches Symbol sein, z.B. für eine sehr fundamentalische Auslegung des Islam (s.o.), die unvereinbar ist mit den bei uns geltenden Moralvorstellungen wie z.B. Gleichberechtigung von Frau und Mann, und Gesetzen, hätte ich damit doch Probleme.
Du fragst: „Wieso meinst Du dass der Schöpfer uns die Schönheit für dies oder das gegeben hat, hat Er dir eine Offenbarung herabgesandt?“
Nun, in gewisser Weise ja. Ich sehe es, wenn ich vor die Haustür gehe: die Fülle, Freude und Schönheit der Natur. Ich sehe darin Gottes Schöpfung, die er liebt, und ich sehe auch Gott darin – seine Liebe. Es ruft mir geradezu entgegen!
In gewisser Weise ist die Schöpfung Teil von Gottes Offenbarung. Und er hat mir, wie jedem, als vernunftbegabtem Menschen die Möglichkeit gegeben, IHN in der Schöpfung zu erkennen, zu ahnen, einen Hinweis auf ihn zu sehen, seine Liebe und seine Kraft, Schönheit und Größe darin angedeutet zu sehen.